Der Hayner Reitschul' e. V. stellt sich vor.

(Auszug aus der Broschüre Was ist los in Dreieichenhain? 1996/97 der Arbeitsgemeinschaft der Vereine von Dreieichenhain, erweitert von Matthias Engler 2010)

Trotz seiner noch jungen Jahre gelang es dem Verein "Hayner Reitschul' e. V." wie keinem anderen Verein in Dreieichenhain, die Aufmerksamkeit der bundesdeutschen Medien auf sich zu lenken. Die Rückführung eines nostalgischen Karussells aus den USA war vor 30 Jahren eine Sensation in Deutschland.

Das Verschwinden des historischen Doppelstock-Karussells von der Haaner Kerb im Jahr 1972 ließ nämlich so manchen Hainer nicht ruhen. Deshalb fand sich 1978 eine Interessensgemeinschaft zusammen, deren Ziel darin bestand, die ehemalige Hauptattraktion in den USA aufzufinden und wieder nach Deutschland zurückzuführen.

Der heutige Vereinsvorsitzende und Dreieichenhainer, Siegfried Reuner, entdeckte schließlich 1979 das um 1900 erbaute Karussell im Vergnügungspark Carowinds bei Charlotte (South Carolina). Das Karussell gelangte noch im selben Jahr auf wundersame Weise zurück nach Dreieichenhain. Als Geschenk des Vergnügungsparks an die Stadt Dreieichenhain wurde es kostenlos von der US Air Force im Rahmen einer Pflichtübung nach Frankfurt geflogen. Von hier aus beförderte es unter Polizeibegleitung ein Hainer Unternehmer zurück nach Dreieichenhain.

Das Auffinden, die spektakuläre Rückführung und die nachfolgenden Restaurierungsanstrengungen der Interessengemeinschaft sorgten für einen riesigen Medientrubel. Nie zuvor hatte es ein Dreieichenhainer Verein zu einer solch überregionalen Bekanntheit gebracht. Nach Abschluss der ersten Renovierungsarbeiten drehte sich das Karussell - in Dreieichenhain "Reitschul" genannt - an Pfingsten 1980 erstmals wieder zur Haaner Kerb. Zuvor wurde im Februar die Interessengemeinschaft offiziell in den Verein "Hayner Reitschul e.V." umgewandelt.

Betrieb, Schutz und Erhaltung des kunsthistorisch wertvollen und seltenen doppelstöckigen Karussells haben sich seitdem die Vereinsmitglieder zur wesentlichen Aufgabe gestellt.

Laut Satzung sind die Mitglieder sogar verpflichtet, das Karussell auf- und abzubauen, zu betreiben und Renovierungsarbeiten auszuführen. Einen Mitgliedsbeitrag gibt es aus diesen Gründen nicht. Allein für den Betrieb ist täglich eine stattliche Zahl von Mitgliedern zu mobilisieren. Wenn sich die "Reitschul" während der Haaner Kerb an sechs Tagen dreht, werden pro Tag drei Schichten von drei bis vier Stunden eingeteilt. Pro Schicht müssen mindestens fünf Mitglieder anwesend sein (Kasse, Maschine, Einsammeln von Karten), um einen reibungslosen Fahrbetrieb zu gewährleisten.

Der Verein "Hayner Reitschul" stellt ein Novum in der deutschen Vereinslandschaft dar. Der Betrieb und der Unterhalt eines solchen Jugendstil-Karussells durch einen Verein ist bis heute eine einzigartige Bürgerinitiative geblieben. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass die Vereinsmitglieder Eigentümer eines Karussells sind, das nicht nur zu den schönsten seiner Art gezählt wird, sondern auch das zweitgrößte jemals gebaute Pferdekarussell in Deutschland ist.

Da die Einnahmen von der Haaner Kerb für die doch sehr hohen Unterhaltungs- und Betriebskosten wie z.B. Reparaturarbeiten, Transportkosten, Strom, Orgelmiete, TÜV-Abnahmen und mehrere Versicherungen nicht ausreichen, wird das Karussell noch auf anderen Plätzen außerhalb Dreieichenhains aufgebaut - seit mehr als zwanzig Jahren z.B. auf dem Ebbelwoifest in Langen, aber auch auf dem Altstadt- und Jugendstilfest in Darmstadt, Kerben im Umland und bei Firmen-Veranstaltungen.

Eventuelle Überschüsse aus dem Betrieb des Karussells fließen übrigens wieder zurück an die Kinder. Der Verein unterstützt nämlich vor allem die Bemühungen der heimischen Kindergärten und Schulen um die kindgerechte Gestaltung ihrer Anlagen.